Auch im Schuljahr 2023/24 setzen wir unsere Musikwerkstätten, die Drum-Werkstatt und unsere Musikwerstatt Orient, an der B.-Traven-Gemeinschaftsschule in Spandau fort. Vielen Dank an das Quartiersmanagement Falkenhagener Feld-Ost, welches uns das Projekt mit vier Workshops im Nachmittagsbereich finanziert. Die Drum-Werkstatt wird von unseren erfahrenen Dozent*innen Illay Chester und Sven Tjaben geleitet. Mittlerweile wurde den Profi-Musiker*innen auch ein eigener Musikraum zugewiesen, in dem bereits ein elektrisches Klavier, ein Keyboard und eine Orgel stehen, die zusätzlich benutzt werden können. Die Kinder zeigen ein reges Interesse an diesen Instrumenten. Zum Stundenanfang werden die "Drumpatterns", die für das gemeinsame Musizieren benötigt werden, durch Klatschen und dem Einsatz der Füße vorbereitet. Dies dient der Vorbereitung für das Spielen mit den Instrumenten. Zusätzlich wird an den Grundprinzipien des Musizierens gearbeitet: Zuhören, Solo spielen, im Wechsel mit Tutti, dazu die Parameter laut, leise bzw. schnell und langsam. Aber auch spontane Momente kommen zustande, beispielsweise, wenn die Kinder spontan anfangen zu singen, weil die eingeübten Harmonien, einem ihrer derzeitigen Lieblingssongs nahekommen. 

Musikwerkstatt Orient mit Renas Ibrahim immer donnerstags zwei Gruppe a 90 min im Nachmittagsprogramm an der B.-Traven-Grundschule mit meist sechs Teilnehmer*innen: Die erste Gruppe läuft von um 13:00 bis 14:30, die Zweite von 14:30 bis 16:00:

Die Musikwerkstatt Orient findet unter der Federführung von Renas Ibrahim statt. Auch er berichtet, dass in seinen Workshops zunächst einfache Rythmen eingeübt werden, die die Kinder dann durch Wiederholungen vertiefen. Zudem lernen die Kinder kurdische Tänze und Gesang kennen. Hierbei werden auch "Geschichten gesungen" und geschrieben. Daneben werden elektronische Instrumente, wie die Loops-Station verwendet, bei den die Kinder ihre Rythmen aufnehmen können. Ein besonderer Höhepunkt war der Auftritt der Kinder im Musikinstrumentenmuseum am Potsdamer Platz.  Die Schüler*innen lernten mit Renas Ibrahim Orientalische Musikinstrumente wie der Saz, Trumel sowie Daf, Derbuka, Rak kennen. Renas verbindet die Instrumente mit einer Loop Station und die Kinder singen dazu. Renas berichtet: "Sie lernen sich so zu trauen zu singen und sie verlieren die Angst. Wir üben auch kurdische Tänze. Das macht den Kindern besonders Spaß. Wir haben Im Jahr 2023 zwei Konzert in der Schule gespielt und einen Auftritt in Musikinstrumenten Museum gehabt, plus einen Auftritt bei der Weihnachstfeier in der Schule."

Drum-Werkstatt in der B-Traven-Gemeinschaftsschule in Sondau, donnerstags von 13 bis 16 Uhr mit Illay Chester und Sven Tjaben

Ein schöner ausführlicher Bericht aus Sven Tjabens Sicht: Wir haben in diesem Schuljahr eine Gruppe mit 12-14 Kindern aus der 1. und 2. Klasse und eine Gruppe von 4 Kindern aus der 4. und Klasse.

Die Gruppen sind sehr unterschiedlich und Illay und ich müssen uns auf die beiden Gruppen ganz individuell einstellen. Wir sind in einen anderen Raum im anderen Teil des Schulgeländes umgezogen. Es ist ein nicht besonders großer Musikraum, der vorwiegend von uns genutzt wird. Unsere Instrumente können dort stehenbleiben. Wir haben dort einige Djembes, die der Schule gehören, Congas, Cajons, ein Keyboard und es gibt in dem Raum eine Orgel, die einen defekten Lautstärkeregler hat, so dass sie nur sehr laut spielbar ist und somit als Instrument für uns schlecht nutzbar ist, obwohl die Kinder sehr gerne darauf spielen.

Um 13 Uhr geht es mit der ersten Gruppe los. Die Kinder sind meistens schon eine Viertelstunde vor Beginn dort, für sie ist es wohl aufregend in diesem Gebäudetrakt unterwegs zu sein, wo sie normalerweise nicht sind. Manche der Kinder müssen, wenn sie dann in unseren Raum kommen, erst einmal ihre Pausenbrote essen und etwas trinken. Andere wollen gleich an die Instrumente, vor allem an die Orgel oder das Keyboard.

Dann geht es los im Kreis. Wir haben meistens mit einer kurzen Gesprächsrunde begonnen. Wie geht es dir…? Dabei geht es vor allem darum, etwas herunterzukommen und die Kinder darauf einzustimmen, als Gruppe etwas zu tun. Für uns ist es sehr wichtig und entscheidend, guten Kontakt zu den Kindern aufzubauen. Es folgt meistens ein Namensspiel. Jeder sagt seinen Namen mit einer Bewegung oder Geste und die anderen wiederholen. So entsteht nach und nach ein kleiner „Namenstanz“. Am Ende lassen wir die Namen weg und wiederholen, wie in einer Choreografie, die Bewegungen. Darunter legen wir dann ein Metrum oder eine Musik mit dem Keyboard oder Mandoline, Gitarre oder Trommel.

Weiter geht es mit leichten Klatschrhythmen. Dabei führen wir Frage/Antwort ein. Hören und erst dann wiederholen. Das ist die wichtigste Vorbereitung für das Spiel auf den Trommeln, und es braucht viel Zeit und Übung, dieses Grundprinzip klarzumachen. Es gibt einige Kinder, die an dieser Stelle schon aussteigen und einfach nur auf irgendeiner Trommel oder dem Keyboard „herumträllern“ wollen. Wir versuchen möglichst viele Kinder bei der Musik zu halten. Es gibt z.B. einen Jungen, der erst nach fast einem halben Jahr anfing, mitzumachen, und die Zeit davor einfach nur bei uns sein wollte und im Raum geblieben war. Die Kinder haben das Lied „Rundherum dreht sich die Erde“ gelernt und sich Bewegungen dazu ausgedacht. Ein Junge hat das Lied auf Türkisch gesungen.

Ein großer Teil der Stunden ist der Trommelrundlauf. Die Trommeln stehen im Kreis. Wir, oder später die Kinder, geben einen Trommelrhythmus vor, der 4 Takte gespielt wird. Dann kommen ein oder zwei Takte Pause und die Kinder gehen währenddessen weiter zur nächsten Trommel und spielen dort gemeinsam weiter. Auch „Stopptanzen“ haben wir in verschiedenen Variationen immer wieder gemacht. Damit haben wir gemeinsames Agieren geübt und die Kinder haben dabei auf musikalische Zeichen reagiert. Gehen im Raum auf Musik, bei leisen Tönen kleine Schritte, bei lauten Tönen große Schritte. Später umgedreht, bei lauten Tönen kleine Schritte… Ein Highlight war, als ein Kind ein Pattern getrommelt hat, ein anderes etwas anderes, was dazu passte, dazu gespielt hat und so weiter. Wir konnten dann wunderbar experimentieren, wie es klingt, wenn eines der Patterns weggelassen wird oder mehrere, oder wenn mit einem der anderen Rhythmuspattern angefangen wird als zu Beginn.

Bei der Weihnachtsfeier sind die Kinder aufgetreten mit einer improvisierten Performance aus den genannten Elementen. Gehen im Raum mit einer Bodypercussion, Trommelrundlauf und beim Wechsel der Trommeln haben die Kinder „Rundherum dreht sich die Erde“ gesungen. Da sind Kinder mit aufgetreten, die fast gar nicht mitgemacht hatten. Es war für sie eine tolle und aufregende Erfahrung, auf der Bühne zu stehen in der vollbesetzten Aula.

Mit der zweiten Gruppe haben wir „Eretz Zavat Chalav U’dvash“, nach der Version von Nina Simone einstudiert mit zwei Mädchen am Keyboard und dazu Cajon, Djembe, Conga und Mandoline. Die Kinder haben mit den verschiedenen Teilen und Trommelpatterns ein wiederholbares Arrangement entwickelt.

Diese Gruppe hatte große Lust, Spiele zu spielen, wie zum Beispiel ein Namensspiel, bei dem im Kreis Paare gebildet werden und eine, die allein ist, jemanden zu sich ruft. Die Partnerin muss dann versuchen diejenige, welche gerufen worden ist, festzuhalten. Sehr lustig und auch anspruchsvoll wird es, wenn in den Paaren die Namen getauscht werden. Ansonsten wollten alle das Keyboard und die Orgel spielen. Auf dem Keyboard haben die Mädchen „Globus“ von Namika gespielt. Eine hat sich auf Aufklebern, welche auf den Tasten der Orgel klebten, mit Zahlen eine Tonfolge notiert. Wir haben diese dann in kleinere Abschnitte aufgeteilt und diese wiederholen lassen. Dazu haben die anderen dann gespielt/ improvisiert, und so ist der Anfang einer Komposition entstanden, mit der wir weiterarbeiten können.

Einmal war zusätzlich Illays Schwester, eine Tanzlehrerin, dabei und sie hat beiden Gruppen israelische Volkstänze beigebracht. Das hat den Kindern großen Spaß gemacht. Bei der Weihnachtsfeier in der Aula sind die Vier mit Illay und mir mit ihrem Arrangement von „Eretz Zavat Chalav U’dvash“ aufgetreten und wurden bejubelt. Sie bringen Lieder mit, die sie im nächsten Halbjahr arrangieren, umtexten und spielen wollen. Vielleicht können wir mit dieser Gruppe eine Mädchenband aufbauen. Es ist immer wieder eine große Herausforderung, den Kindern eine von Respekt geprägte Atmosphäre zu bauen, in der sich alle mit ihren Vorlieben einbringen können und über das Lernen von musikalischen Grundprinzipien eine Gemeinschaft entstehen kann. Verglichen mit dem Anfang unserer Arbeit mit diesen Gruppen haben wir und die Kinder schon einiges erreicht.

Illay berichtete dazu kurz:

Wir haben zwei Gruppen. Die erste Gruppe besteht aus jüngeren Kindern. Wir wollten zunächst, dass sie sich als Gruppe fühlen. Wir haben viele Namensspiele, Rhythmus- und Bodypercussion-Spiele gespielt und gemeinsam Lieder gesungen, bei denen sie Bewegungen kreierten. Im nächsten Jahr werden wir zwei neue Lieder lernen, die von Trommeln begleitet werden. Die ältere Gruppe ist mit unserer Arbeit (es ist unser zweites Jahr mit ihnen) und miteinander vertraut. Sie konnten sofort die vielen Rhythmusteile auf verschiedenen Trommeln erlernen und zweo Mädchen lernten das Keyboard spielen. Keines von ihnen hat vorher ein Instrument gespielt. Gemeinsam haben wir das Lied arrangiert und vor Weihnachten mit großem Erfolg in der Schule aufgeführt. 

Alle Gruppen spielten vor den Mitschüler*innen, Eltern und Lehrkörper bei der Weihnachtsfeier am 15.12.23 vor: Die Freude der Kinder machte sich vor allem durch die Nähe zu den Musiker*innen deutlich, den sie sehr verbunden sind. Einzelne Kinder entschieden sich auch erst durch den Kontakt zu den Dozent*innen noch spontan mit auf die Bühne zu gehen. Ihr musikalisches Können ist noch nicht sehr groß, doch die Selbstwahrnehmung einmal auf der Bühne zu stehen war für die Kinder positiv. Im Publikum interessierten sich einige größere Schüler für die Saz, die sie auch gerne spielen lernen würden, wie sie Frau Giesler mitteilten. Einige Jungs sagten: „Wir haben die Instrumente auch zuhause, aber mein Vater findet keinen Lehrer für uns.“

ILLAY, Renas Selim, Sven Tjaben und Evi Feelippou sind an der B.Traven-Grundschule im Falkenhagener Feld Ost (Spandau) mit vier Musikwerkstätten für die Schüler*innen aktiv. Jetzt haben unsere tollen Musiker*innen auch beim (Neujahrs-)Frühjahresempfang des Berliner Quartiersmanagement gespielt, zur Freude im Kiez: Im Stadtteilzentrum der Paul-Gerhard-Gemeinde kamen am 14.02.2024 die Quartiersrät*innen beider Quartiere im Falkenhagener Feld zusammen.

 

Renas Ibrahim beschreibt seine Tätigkeit als Musik-Dozent bei Vincentino e.V.:

In der B-Traven-Gemeinschaftsschule in Spandau mache mit den Schüler*innen des zweiten Jahrgangs ein tolles Musikprojekt mit Vincentino, das „Musikwerkstatt Orient“ heißt. Jeden Donnerstag Nachmittag zwischen 12:50 Uhr und 15:50 Uhr arbeiten wir in zwei Gruppen jeweils 90 Minuten. Zur zweiten Gruppe kommen leider weniger Kinder. Es ist vielleicht ein bischen zu spät für sie.

Die Kinder lernen verschiedene Trommeln aus Syrien kennen, die in der kurdischen und arabischen Musik benutzt werden. Sie haben die Auswahl zwischen Daf, Derbuka und Raq. Daneben lernen sie die Saz kennen und wie man sie spielt. Die Kinder haben keine Instrumente zu Hause zum Üben. Das ist schade, dann wäre der Fortschritt etwas größer.

Die Kinder haben sich freiwillig diese AG ausgesucht. Ein Mädchen berichtete: „Mir hat es letztes Jahr viel Spass gemacht, daher bin ich dieses Jahr wieder dabei.“ Ein anderes erzählt: „Letztes Jahr war ich bei Renas, dieses Jahr übe ich mit Illay und Sven, die parallel die Drum-Werkstatt machen“.

Jeder Kurs beginnt für die Kids mit dem Ritual, ein gemeinsames Warm-up zu machen. Dann spielen wir zusammen einen neuen Rhythmus aus dem Orient, ich begleite sie dabei auf der Saz und die Kinder lernen einen Tanz aus einem kurdischen Gebiet. Die Kinder antworten auf die Frage, was am lustigen war: „Das Tanze waren immer sehr lustig!“ Die Schüler*innen haben Spaß daran, neue Kulturen kennenzulernen und vor allem neue Musik, wie die kurdische und arabische selber spielen zu können.

Alexandra, eine Schülerin erzählt: „Am Anfang hatte ich etwas Angst und dachte ich kann keinen Rhythmus spielen, doch jetzt kann ich das und bin stolz!“

Es gab mehrmals die Gelegenheit Gäste, Musiker*innen in die Orient-Werkstatt einzuladen und deren persönliche Geschichten und ihre Instrumente kennenzulernen. Ich habe mit den Kindern kleine Konzerte zusammengestellt und sie haben auf dem Schulhof vor ihren Eltern und anderen Schuler*innen ein paar Mal öffentlich gespielt, um das Gelernte vorführen können.

 

 

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