Im Januar 2023 starteten wir im Nachmittagsbereich mit dem Programm "Musik für alle!" an der Adolf-Reichwein-Förderschule in Neukölln und der Bötzow-Grundschule in Pankow unsere DIY-Musikwerkstätten, die bis Ende 2024 fortgesetzt wurden. 

Ganz unterschiedliche Impulse und für die Kids viel zu entdecken gab es in den offenen Musikwerkstätten mit unserer Dozent*innen:

• Jazz-, Rhythmus und Impro-Impulse mit der griechischen Perkussionistin Evi Filippou

• Songwriting, Perkussion und eine Art Instrumentenkarussell mit der israelischen Singer-Songwriterin/Cellistin Illay Chester

• orientalische Musik mit dem syrischen Musiker Renas Ibrahim

• elektro-akustische Improvisation mit der jungen Performerin und Musikerin Philomena Lauprecht

• afrikanische Rhythmen und Storytelling mit Musiker Joseph Weinberg aus Südafrika

• Makerspace-Atmosphäre mit dem Mediendesigner und Künstler Matthias Schellenberger (MASCH) beim Bau von skurrilen bis bekannten, neuen und upgecycelten Instrumenten jeder Couleur

„Musik für alle“ – Musikwerkstätten in der Adolf-Reichwein-Schule (ARS): •  jeden Dienstag von 13:30 Uhr bis 15:00 Uhr mit 10 Schüler*innen Dozent: Matthias Schellenberger (MASCH) •  jeden Mittwoch von 13:30 Uhr bis 15:00 Uhr mit 10 Schüler*innen Dozentin: Illay Chester •  jeden zweiten Mittwoch von 13:30 Uhr bis 15:00 Uhr mit 10 Schüler*innen Dozentin: Philomena Lauprecht (zukünftig Joseph Weinberg) Die wöchentlichen Workshops in der Musikwerkstatt im Nachmittagsprogramm der ARS geben den Kindern in vielfältiger Weise die Möglichkeit, gemeinsam handwerklich-künstlerisch und musikalisch zu experimentieren. In den letzten Monaten wurden vor allem Kalimbas und Trommeln gebaut, viel mit den bereits vorhandenen Musikinstrumenten ausprobiert und die Soundanlage mit Loop-Station und Mikrophonen erkundet. Ein besonderes Highlight ist hier das "Silent Disco- Equiment“, mit dem Musik über Funkkopfhörer anstatt Lautsprecherboxen gehört wird und somit kabellos miteinander kommuniziert wird. Durch die direkte Kommunikation über die Kopfhörer geht im Besonderen darum, auf den anderen im Wortsinn zu hören, d.h. mit der (oft großen) Lautstärke der Kinderstimmen, oder dem Einsatz von Instrumenten, die notwendige Rücksicht auf die anderen in der Gruppe zu nehmen. Also um den sozialen Aspekt ,und nicht in ersten Linie um Technik. Ein großer Dank gebührt hier dem itz-Theater (Interkulturelles Theaterzentrum Berlin e.V.), in der Nachbarschaft, das uns dieses Soundsystem seit längerem für unsere Experimente kostenlos leiht. Die Musikwerkstätten sind für die Erweiterung des praktischen und handwerklichen Horizonts der Kinder sinnvoll und nötig und niemand arbeitet für sich alleine. Alle merken, dass es viel besser in der Gruppe funktioniert, gemeinsam etwas auszuprobieren. Durch den Bau ihrer eigenen Musikinstrumenten erwerben die Schüler*innen natürlich viele praktische Kenntnisse in der Werkzeugkunde und der Verwendung von verschiedenen, vor allem recycelten Materialien (Papprohre, Pappmasche, Holz, Metall, Fundstücke...). Die Klangkörper der Lamellophone und die Bassrohre der Trommeln bestehen z.B. Papprohren (sog. Hartpapierhülsen), die wir gratis vom Baumarkt erhalten. Der Einsatz von „Piezo“ Tonabnehmern, die die mechanische Schwingungen der Klangkörperdecke in Audiosignale wandeln, eröffnet den Schüler*innen die Möglichkeit, ihre DIY-Instrumente nicht nur akustisch zu spielen, sondern, mit einem erstaunlich guten Klang  in Verbindung mit moderner Technologie wie einer Loop-Station und vielerlei Effekten, die über die Soundanlage oder die kabellosen Kopfhörer getestet werden können.
Auch bei den Projekten in der Bötzow-Grundschule und bisherigen erfolgreichen Workshops, zeigt sich die Freude und Aufmerksamkeit der Kinder durch ihre Wertschätzung gegenüber ihren ersten selbst gebauten Musikinstrumenten – die Kinder sind alle sehr stolz darauf und möchten sie den Eltern zeigen: Die Instrumente klingen nicht nur  toll - sie sind vor allem selbst gebaut...! Ein weiteres Ziel ist die Vermittlung von praktischer Medienkompetenz beim Umgang mit Fotografie und Video, die die Musikwerkstätten begleiten. Mit digitalen Tools erweitert sich der Horizont der Schüler*innen, z.B. bei der Verwendung des computergesteuerten Lasercutters (gesteuert über einen Laptop mit der Software „Lightburn“), ein praktischer Brückenschlag zwischen handwerklich-praktischer Arbeit und digitaler Technologie. Die Schüler*innen erproben mit Hilfe des Lasercutters filigrane Elemente selbst zu entwerfen und aus dem Sperrholz schneiden zu lassen, z.B. Verzierungen rund um die Schalllöcher zu planen, die nach ihren Zeichnungen und Entwürfen entstehen.
Die frühere Metallwerkstatt der Schule wird dabei immer mehr zu einer Art Medien-Labor mit Proberaum-Atmosphäre, in der die Kindern nach der Fertigstellung ihrer selbstgebauten Musikinstrumenten (oder mit dem bereits vorhandenen Equipment) völlig unkompliziert und spielerisch bei ihren Experimenten auf vielfältige Weise mit den unterschiedlichen technischen Möglichkeiten experimientieren können.

Illay Chester berichtet aus Ihrer Musikwerkstatt an der ARS: In der ARS ändert sich die Aktivität immer sehr schnell. Mit die 9-11jährigen Kinder lernen ich Lieder auf dem Klavier, dem Xylophon und verschiedenen Trommeln zu spielen. Gelegentlich spielen wir auch Stopptanz und Reise nach Jerusalem mit verschiedenen Musikstilen. Ein anderes Mal verkleiden wir uns mit Masken und Kostümen und drehen einen Videoclip. Die Kinder übernehmen dabei die Rolle des Regisseurs und des Schauspielers. Für ein bevorstehendes Konzert werden wir versuchen, einen Rap-Song mit Sängern/Schauspielern, Keyboard und Percussions aufzuführen.

Am 03. September 2023 fand das Festival für selbstgebaute Musik zwischen 13:00-23:00 Uhr am Holzmarkt statt: https://www.selbstgebautemusik.de/sgmfest23, bei dem wir mit einem Stand dabei waren. Gebaut wurden Pfandophone. Das Pfandophon ist ein einsaitiges Zupfinstrument aus einer Pfandflasche als Resonanzkörper. Diese wird sofort zum Klingen gebracht und kann mit nach Hause genommen werden. 

BERICHT von Philomena Lauprecht am 2.2.24 beim Teamtag über Ihre Erfahrungen an der ARS mit Ihrer Musikwerkstatt: • ich war nach Rücksprache mit den Erziehern (Christoph & Elke) des Horts der ARS alle zwei Wochen für die Kids am Mittwoch zw. 13:30 und 15:00 da. • meist waren zw. 7-10 Teilnehmer*innen zw. 9-14 Jahren dabei. • unsere gemeinsame Zielstellung war eine Werkstatt mit Elektro-Akkustischen Schwerpunkt zu installieren • das Kennenlernen von neuen elektronischen Musikinstrumenten: Drum Computer & Mini Synthesizer • die Vertonung von gesammelten Materialien, z.B. Laub, Sand, Lego, Kekse u.v.m., die wir im Multimedia-Raum, in dem es auch ein Klavier und ein Schlagzeug gibt verortet haben und in einem Metallsieb gesammelt und durch ein Kontaktmikrophon verstärkt haben. • dabei haben wir viel experimentiert Soundtracks zu machen und auch Texte zu schreiben, die wir mit Sound unterlegten • wie haben unterschiedliche Stationen aufgebaut und oft war die Frage „wer geht ans Mikrophon? • später sind wir in die Werkstatt von MASCH umgezogen, wo es einfach noch coolere DIY-Instrumente gibt • Mir geht leider die Zeit aus, weil ich beim Abschluss an der Uni bin und mit meiner eigenen Band sehr involviert bin. Es wurde besprochen, das nun der südafrikanische Musiker, Joseph Weinberg, Philomenas Kurs zukünftig übernehmen wird, da er in den letzten Wochen bereits gute Erfahrungen an der Förderschule ARS im Lautverstärker-Programm von Vincentino sammeln konnte. Philomena und Joseph tauschten sich aktiv aus, um zu besprechen wie in den Woche nach den Ferien an der ARS im offenen Ganztag mit der Musikwerkstatt weitergehen kann. Ein Wochentagswechsel ist nötig, da Joseph auch eine zusätzliche Musikwerkstatt Mittwochs an der Bötzow-Grundschule übernehmen wird. Philomena bleibt im Pool der Vincentino-Dozent*innen für mögliche Vertretungen.

„Musik für alle“ Musikwerkstätten in der Bötzow-Grundschule
2 Musikwerkstätten  von 14:00-15:30 Uhr und von 15.30. 17:00 Uhr mit MASCH, ab Januar 2024 noch eine zusätzliche offene Gruppe mit Joseph Weinberg parallel zur ersten Gruppe: Ein Selbstgebautes Musik-Orchestra

Die beiden DIY- Musikwerkstätten, die jeden Mittwochnachmittag nacheinander in der Bötzow-Grundschule stattfanden, hatten einen regen Zulauf. Die Werkstatt der Schule wurde durch Matthias Schellenberger kontinuierlich ausgebaut und die Kinder konnten so nach dem fertigen Bau der Musikinstrumente und durch den Einsatz von Musikequipment wie einer Loop-Station als „Herzstück“, einem Mischpult, Soundanlage und Mikrophonen, in vielfältiger Weise experimentieren. Es wurde auch akustisch mit selbstgebauten Trommeln aus Holz, Papprohren und Pappmaschee aus Altpapier (ein hervorragender Werkstoff) auf dem Flur vor der Werkstatt musiziert. Hier wirkte auch oft der Erzieher und Percussiont Ricardo Koch mit, der dank der Unterstützung durch die Schulleitung der Bötzow-Grundschule und dem Erzieherteam oft an den Workshops teilnehmen konnte. Er war auch bei den Fortbildungen/Vincentino Team-Tagen dabei.

Gebaut wurden mit den Kids Holztrommeln und Kalimbas (= Lamellophone), dass viel Spaß auch beim Experimentieren ermöglichte. Der Instrumentenbau geschah immer in Gruppen mit Kindern verschiedenen Alters - man hilft einander, gibt das Erlernte weiter und auch das Musizieren geschah in der Gemeinschaft! Durch den Bau von eigenen Musikinstrumenten erwarben die Schüler*innen viele praktische und handwerklichen Kenntnisse. Den Workshopteilnehmer*innen wurde durch gezielte Verwendung von recycelten Materialien (Papprohre, Pappmasche, Holz, Metall, Fundstücke...) ein ökologisches Bewusstsein und  ein Verständnis für die Materialien vermittelt. Die Kinder wollten die Instrumente so schnell wie möglich mit nach Hause nehmen und den Eltern zeigen. Sie sind wirklich stolz, vor allem auf den schönen Klang der Kalimbas; es sind wertvolle, weil toll klingende Musikinstrumente. Die Kinder brachten die Instrumente dann wieder von zuhause mit, um zuerproben, wie die Instrumente am besten zu spielen sind. Auch Masken aus Pappmaschee wurden immer wieder mit den Kinder hergestellt, um diese  nach der Bemalung und Lackierung für kurze Musikvideos vor einer selbstgebauten Green-Screen Leinwand einzusetzen.

Ein Selbstgebautes Musik-Orchestra
Im Mittelpunkt der zusätzlichen Musikwerkstatt mit Joseph Weinberg stand das gemeinsame Musizieren mit selbstgebauten Instrumenten. In Zusammenarbeit mit den bereits florierenden Instrumentenbauwerkstätten (mit Matthias Schellenberger) haben die Kids selbst hergestellten Instrumente noch mehr genutzt, um beim gemeinsamen Musizieren noch mehr musikalische kreative und soziale Fähigkeiten zu entwickeln. Joseph Weinberg ist Musiker und Erzieher aus Südafrika, der sich auf den Bau und das Spielen traditioneller Instrumente aus dem südlichen Afrika spezialisiert hat. Mithilfe seines Repertoires wurde mit den Teilnehmer*innen musikalische Ausdrucksfähigkeit mit Schwerpunkt auf rhythmischer und melodischer Improvisation entwickelt. Die Kids üben dabei ihre Ideen  darzustellen. Das gemeinsame Musizieren ist ein Prozess, der von den Teilnehmer*innen verlangt, aufmerksam zu sein, einander zuhören und eine gemeinsame musikalische Sprache zu finden, erklärte Joseph Weinbergr. Gleichzeitig ist es ein kreativer Prozess, bei dem sie mit den Instrumenten mit Klängen experimentieren und Selbstvertrauen entwickeln, indem sie sich kreativ ausdrücken. Die Musikwerkstatt fand im offenen Ganztag wöchentlich 90 min statt. 

Am 1.9.24 waren wir auch wieder beim Festival für Selbstgebaute Musik am Holzmarkt dabei sein: https://www.selbstgebautemusik.de/ mit MASCH und Renas Ibrahim.

Matthias Schellenberger erzählt: In den Worksops an der Bötzow-Schule wurden von den Kindern mit großer Freude vor allem Kalimbas und Shaker aus Sperrholz hergestellt, daneben auch einige Handtrommeln. Als Klangkörper der Kalimbas wurden gehälftete Papprohre verwendet und ich konnte so neben dem handwerklichen und musikalischen Input auch über wichtige Themen wie „Recycling“ und „Upcycling“ mit den Kindern sprechen. Einige Einzelteile wie die Seiten und die Decke der Instrumente aus Pappel-Sperrholz wurden von mir mit Hilfe eines Lasercutters vorbereitet, wodurch auch die jüngeren Kinder mit etwas Geduld und der gegenseitiger Hilfe ohne große Probleme die Instrumente bauen konnten. Für die Trocknungsphasen, wie z.B. bei der Verleimung des Holzes oder den Bemalungen lagen auch immer bereits vorgebaute Instrumente bereit, um mit den Kindern auch schon etwas mit baugleichen Instrumenten üben zu können und sie für die weiteren Bauabschnitte zu begeistern. Die Kinder nahmen dann die Instrumente auch erstmal sofort nach Fertigstellung mit nach Hause, um sie dort stolz zeigen zu können und brachten die Instrumente dann wieder zum Üben mit in die weiteren Workshops. Es war für alle das erste selbst hergestellte Musikinstrument und alle sind vom Klang und der Form sehr angetan, die Kinder haben die Instrumente auch sehr schön durch ihre künstlerischen Bemalungen gestaltet. Sehr schön war es auch, dass wir mit Ricardo Koch, einem Erzieher der Schule, der auch leidenschaftlich gerne und gut trommelt, einen Rhythmusgeber hatten, der mit unseren selbst hergestellten Trommeln immer wieder die zwischenzeitlichen Übungen begleitete. 

Die zauberhaften Fotos aus den Musikwerkstätten an der Bötzow-Schule im März 2024 verdanken wir der tollen Fotografin Daniela Incoronato. Vielen Dank dafür! Besonders danken wir der BMCO für die Förderung aus dem Programm Musik für alle über einen langen Zeitraum.

 

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