Unser Videobeitrag für die Ausstellung beim Jugendforum denk!mal ’16 im Abgeordnetenhaus von Berlin vom 18.- 25.01.2016 über Adolf Reichwein (1898–1944): Adolf Reichwein war Volkskundler, Reformpädagoge und Kulturpolitiker. Er war als Mitglied des Kreisauer Kreises aktiv im Widerstand gegen die Hitlerdiktatur und wurde 1944 in der damaligen Strafanstalt Berlin-Plötzensee ermordet.

Wie interessiert man Jugendliche für Ereignisse, die lange zurückliegen und auf den ersten Blick nichts mit ihnen zu tun haben? Noch dazu, wenn es um deutsche Geschichte geht und die meisten Schüler der Adolf-Reichwein-Schule einen Migrationshintergrund haben. Wir versuchen dieses Interesse zum einen durch Besuche von Orten zu wecken, die berühren. Geschichte zum Anfassen, d.h. ein Besuch der Gedenkstätte in Plötzensee, dem Ort, an dem Adolf Reichwein im Oktober 1944 ermordet wurde, hilft den Schüler*innen und allen Beteiligten, Geschichte zu spüren. Zum anderen erhält das Geschehene seinen direkten Bezug zu heute, wenn man mit den Schüler*innen über den Verlust von humanistischer Orientierung spricht. Die Schüler*innen erfahren über die Schrecken der Massenmorde und Barbarei in der Nazizeit und diskutieren dabei gleichzeitig, wie man der Ausgrenzung, Entrechtung und Gewalt in unserer heutigen Welt entgegenwirken kann. Die Verbindung von lebendig gestalteter Geschichte im Unterricht und den vielfältigen Möglichkeiten der medienpädagogischen Arbeit führt bei der praktischen Zusammenarbeit mit den Schülern (Recherchieren, fotografisches und filmisches Dokumentieren, gemeinsames Sichten der Szenen und Schnitt, Vertonung) zu einer eindrücklichen und nachhaltigen Auseinandersetzung mit dem Thema.

Im Frühsommer 2015 besuchten wir mit der Video AG Sabine Reichwein, die jüngste Tochter von Adolf Reichwein in ihrem Ferienhaus auf der Insel Hiddensee. Sabine Reichwein ist uns, seit ihrem Besuch in der Schule im Jahr 2012, während des ersten Videoprojektes über ihren Vater, eng verbunden. Das sogenannte Hexenhaus auf Hiddensee, eines der ältesten Häuser der Insel im Ortsteil Vitte,befindet sich schon seit langer Zeit im Besitz der Familie Reichwein. Im Jahr 2010 wurde vor dem Grundstück ein Stolperstein zur Erinnerung an Adolf Reichwein verlegt. Die Oberfläche des Steins aus Messing war, wie immer nach den langen Wintermonaten, etwas stumpf geworden und so reinigten und polierten wir gemeinsam den Erinnerungsstein...

Die Reportage über den Besuch auf Hiddensee ist Teil einer Videocollage mit einer Gesamtlänge von ca. 25 min und beinhaltet Ausschnitte der Videoprojekte über Adolf Reichwein, die in der Schule seit 2012 mit der Medienwerkstatt des Vincentino e.V. realisiert wurden. Teil des Films ist ausserdem der Besuch des Denkmals „Orte des Erinnerns“ in Berlin-Schöneberg.

Vielen Dank an Sabine Reichwein, an Christine Nagel, an Ahmad, Mohamed, Alban, Paul, an die Praxislerngruppe 9c (2013) und an die Klasse 8a (2014), an Hamze Bytyci, Sabine Waskönig, Kathleen Dietz und Reiner Uhlig, an Henriette Haake und Matthias Schellenberger (Vincentino e.V.) und an Andreas Schüssler (Schulleiter) und Jens-Jürgen Saurin (ehemaliger Schulleiter) für die spannende und nachhaltige Zusammenarbeit.

Vielen Dank an alle, die unsere Projekte unterstützen!

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